Mein Körpergefühl – damals und heute

Foto: Ich am Hafen mit Blick aufs WasserBikini? Tankini? Badeanzug? Was genau ist eigentlich so toll an diesem Beach-Body, von dem alle gerade wieder reden? Warum hab ich keinen? (Oder vielleicht doch?) Und warum mache ich mir überhaupt darüber Gedanken?

Generell ist es so, dass ich mich in letzter Zeit einfach vermehrt mit den Themen Fremdwahrnehmung und Körpergefühl beschäftige.

Warum genau? Gute Frage! Meinen eigenen Style habe ich noch immer nicht ganz gefunden, glaube ich. Zumindest könnte ich ihn nicht grob mit ein paar Worten zusammenfassen. Und vielleicht muss ich ja auch gar nicht DEN eigenen Stil finden. Und es ist völlig okay, wenn ich in keine Schublade passe. Fühlt sich eigentlich auch irgendwie gut an.

Trotzdem schaue zunehmend gerne danach, was andere so tragen; wie sie Outfits kombinieren. Ich mag zum Beispiel den Style von Anastacia, vor allem die Oberteile würde ich oft am liebsten direkt ebenfalls tragen. Doch oft erwische ich mich dann bei dem Gedanken: Naja, aber mit deiner Figur…

Ich liebe den Style von meiner liebgewonnenen Kölner Pendel-Bekanntschaft Doro, die irgendwo um die 60 Jahre alt sein dürfte und sehr stilvoll knallige Farben und ausgefallene Muster und Schnitte kombiniert und immer noch „businesstauglich“ damit ist.

Und ich mag den Style von Ninia LaGrande, obwohl ich vieles wohl selbst kaum tragen würde – zum Teil weil es mir an mir nicht gefallen würde, zum Teil aber auch, weil ich mich nicht trauen würde, dadurch mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Denn dann würde man auf jeden Fall auf mich gucken. Auf meinen Körper. Und mit dem habe ich mich noch immer nicht wirklich angefreundet.

Vor einiger Zeit zeigte sich Tanja, das Rollifräulein bauchfrei auf Twitter und ihrem Blog. Es war die Aktion #stopbodyshaming. Viele tolle Bilder, vielfältig schöne Menschen. Absolut unterstützenswert! Für einen Moment dachte ich darüber nach, ebenfalls mitzumachen. Dann kam ich wieder „zur Vernunft“ und entschied mich kopfschüttelnd dagegen. Ich? Mit einem für alle freigelegten Blick auf das, was ich selbst nur schwer akzeptieren kann? Ganz bestimmt nicht.

Foto: Ich am Strand mit Blick aufs Meer

Doch, doch. Ich mag mich. Keine Frage. Ich mag mein Gesicht, meine Augen, meine Hände, meine Schultern mit all den Sommersprossen. Ich mag auch meine Narben von Operationen an Kinn, Hals und den Knien. Sie erzählen Geschichten und gehören zu mir.

Aber überall, wo (nach gesellschaftlicher Meinung) deutlich einige Kilos zu viel sind, wird es kritisch. Dass ich nie in eine Größe 36 oder 38 passen werde, weiß ich und damit habe ich mich auch abgefunden. Muss ich auch gar nicht. Würde wohl eh seltsam aussehen an mir. Doch ein paar Kilo könnten sicher runter, einfach für mein eigenes Wohlbefinden. Dass das natürlich trotzdem durch das gesellschaftliche/mediale Bild vom idealen Körper geprägt ist, kann und will ich nicht ausschließen.

Foto: Collage mit einem Kinderbild und einem als Teenager, auf beiden lache ich in die Kamera
Out-of-bed-Look als Kind und bauchfrei mit 16 – alles kein Problem damals.

Als Kind gab es dieses „Bewusstsein“ nicht. Da hab ich einfach in Kameras gegrinst und posiert, was das Zeug hielt… Auch als Teenie habe ich das alles noch relativ entspannt gesehen. Klar, ich war nie eine von denen, die vermeintliche Modelmaße haben. Aber das war okay. Trotzdem habe ich einige Sommer lang diesen einen weißen Bikini geliebt! Es hat mich quasi nicht interessiert, ob andere fanden, dass ich ihn tragen kann/soll oder nicht. Es folgte ein auffälliger neongrüner-Bikini, in dem ich mich auch gerne fotografieren ließ.

Foto: Ich hinter einer hölzernen Babygiraffe, man sieht nur meinen Oberkörper
Auch heute noch verstecke ich den unteren Teil des Körpers gerne …

Doch dann hörte es irgendwann auf – dieses gute Gefühl zum eigenen Körper. In einer Singlebörse habe ich lange Zeit bewusst nur Fotos von höchstens meinem Oberkörper, meist sogar nur Gesicht gezeigt.

Allerdings habe ich Diäten und Verbote (es geht einfach nicht ohne Schoki) längst hinter mir gelassen. Bewusster ernähren, ja. Ich versuche es zumindest. Zu Sport habe ich leider bisher kaum Zugang gefunden (außer Volleyball damals – aber mit zwei inzwischen ersetzten ehemals gerissenen Kreuzbändern und nur noch einem halben Meniskus (statt 2) traue ich mich auch das nicht mehr).

Aber: Seit unserem Umzug nach Stralsund <3 bewege ich mich viel mehr. Ganz automatisch irgendwie. Statt anderthalb Stunden pro Strecke auf dem Arbeitsweg in S-Bahn, Zug und Bus zu sitzen, gehe ich eine gute halbe Stunde zu Fuß, um ins Büro zu kommen. Auch sonst bin ich in Stralsund erst einmal mit dem Bus gefahren. Ansonsten gilt immer: I’m walking. Und es ist toll. Auch, dass sich das – trotz Schokolade – in kleinen Schritten positiv auf der Waage bemerkbar macht, freut mich. Aber es ist nicht das finale Ziel.

Bewegung weil sie Spaß macht – so sollte es doch eigentlich immer sein.
Statt Sport können es eben auch viele Spaziergänge sein.
Hauptsache es gefällt.

Mein Körper und ich – das wird wohl weiterhin ein Auf und Ab sein und damit eine Never Ending Story. Aber ich glaube, die schlimme Phase hab ich überstanden…

PS: Und während ich all diese Zeilen schreibe, kommt mir so ein Text hier unter und fühle mich total ertappt. Das Monster in mir zieht jedenfalls für einen Moment schuldbewusst den Kopf ein…

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Dieser Beitrag war zu 80 Prozent fertig, als Fee plötzlich ihre Blogparade ins Leben rief. Ich hatte mich bis dahin schwer damit getan, den letzten Schliff zu finden und vor allem den Text auch wirklich zu veröffentlichen. Fees Text hat mich aber ermutigt, jetzt endlich aufs Knöpfchen zu drücken. Danke dafür, liebe Fee!

*klick*


9 Gedanken zu “Mein Körpergefühl – damals und heute

  1. Danke für den Beitrag! Er ist… ehrlich und sehr selbst-bewusst! Ich finde Wohlfühlen wichtig. Manchmal kratzt der Stoff oder… man fühlt sich eingeschnürt etc. Auch wenn das Kleidungsstück toll aussieht, würde man mir immer ansehen, dass ich es nicht mag. Wenn man die Stars, ob dünn oder dick, auf dem roten Teppich sieht, denke ich mir manchmal: Das sieht doch nicht bequem aus!

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    1. Danke dir für deinen Kommentar, Evy!
      Ehrlich ist der Beitrag auf jeden Fall, ja. Dass du ihn als selbstbewusst wahrnimmst, finde ich interessant. Denn im Prinzip würde ich mich so nicht beschreiben. Und diese so offenen und ehrlichen Zeilen auch wirklich zu veröffentlichen, hat mich wirklich eine ganze Menge Überwindung gekostet.
      Aber ich denke auch: Wenn man sich in seiner Kleidung (und im Idealfall auch in seinem Körper) wohlfühlt, dann strahlt man das auch aus!

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  2. Könnte ja auch sein, daß es sich mit dem Schönsein noch ganz anders verhält, die Schönheit gleicht vielleicht eher einem scheuen Tier. Man redet immer soviel von schön sein, sich schön machen, als verfügte man über sie, oder könne sie einfach so herstellen, wenn man Dieses und Jenes beachtet. Als ich vor Jahren viel Rilke gelesen habe, bin ich über folgenden Gedanken zunächst verwundert gewesen, ich glaube ich habe ihn erst nach und nach verstanden – heute ist er mir einer der liebsten:

    „Schönheit ist immer etwas Hinzugekommenes, und wir wissen nicht was. […] Und es ist immer noch nicht überflüssig geworden, zu wiederholen, daß man Schönheit nicht ‚machen‘ kann. Niemand hat je Schönheit gemacht. Man kann nur freundliche und erhabene Umstände schaffen, für das, was manchmal bei uns verweilen mag.“ (Rainer Maria Rilke)

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  3. Hallo Nalos, geht es uns allen nicht so… !?! Auf der einen Seite findet man die ein oder andere Stelle am Körper nicht wirklich prickelnd, aber auf der anderen Seite ist das doch auch gut und schön so. Wer und was ist schon perfekt? Wer definiert das überhaupt? Ich glaube die wirkliche Schönheit kommt von innen und aus unserem Herzen. Und das zählt!
    Liebe Grüße sendet Christine

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    1. Hallo Christine,
      ja, da hast du sicher recht. Es wird viele geben, denen es so oder ähnlich geht. Leider eigentlich, dass es auch dieses teils negative Gefühl für den eigenen Körper gibt. Und ich stimme dir total zu, dass die innere Schönheit noch immer am stärksten ist. Doch oft lassen sich Menschen von Äußerlichkeiten blenden und geben der inneren Schönheit somit gar keine Chance mehr. Aber zum Glück gibt es auch diejenigen, die genau das zu schätzen wissen…
      Lieben Gruß, Nadine

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