
Schaufensterpuppen gelten als Inbegriff von Norm und Perfektion. Doch faktisch gehen sie in der Regel völlig an der Realität vorbei. Zeit also, genau diesen Punkt einmal grundlegend zu ändern.
Das dachte sich auch die Schweizer Organisation Pro Infirmis und machte nun mit einer medienwirksamen Aktion auf sich aufmerksam: Statt ausschließlich perfekt proportionierter Schaufensterpuppen standen zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung in der Zürcher Bahnhofsstraße auch welche mit verkürzten Gliedmaßen, einer deformierten Wirbelsäule oder im Rollstuhl sitzende Figuren im Schaufenster.
Das Besondere an der Aktion: Die Figuren sind maßstabsgetreue dreidimensionale Abbilder von realen Personen. Als Modelle hatten sich Miss Handicap 2010 Jasmin Rechsteiner, Radiomoderator und Filmkritiker Alex Oberholzer, Leichtathlet Urs Kolly, Bloggerin Nadja Schmid sowie Schauspieler Erwin Aljukic zur Verfügung gestellt.
Unter dem Motto „Wer ist schon perfekt? Kommen Sie näher.“ soll diese Aktion zum Nachdenken anregen. Und wenn man sich so das weltweite (!) Medienecho ansieht, dürfte das in gewissem Maße wohl funktioniert haben. Denn nicht nur in Deutschland verbreitete sich das zur Aktion gehörige Video rasend schnell. Und egal ob aus Italien oder den USA, Russland oder der Türkei – auf der Facebookseite von Pro Infirmis überschlagen sich die internationalen Glückwünsche zur Kampagne geradezu.

Und was kommt nun?
Natürlich wird sich nun nicht schlagartig das Schönheitsverständnis in der Modebranche oder gar unserer Gesellschaft grundlegend verändern. Aber im Idealfall war es wieder ein Impuls in die richtige Richtung.
Denn bereits Anfang des Jahres hatte ein Handyschnappschuss von einer schwedischen „fuller-figured“ Schaufensterpuppe sich rasant in den Sozialen Netzwerken verbreitet. Das Foto entstand zwar bereits 2010, doch wurde im März 2013 neu entdeckt und traf plötzlich den Nerv der Zeit. Genau wie „Wer ist schon perfekt? Kommen Sie näher“ in dieser Woche.
Bleibt also zu hoffen, dass Projekte und Kampagnen wie die von Pro Infirmis mit der Zeit dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung als selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft angesehen werden, und dass sich zusätzlich auch etwas in den Köpfen der Medien- und Modebranche ändert.
Wenn Perfektion, Normen und Standards endlich keine Rolle mehr spielen, dann ist es vielleicht irgendwann auch nichts Außergewöhnliches mehr, wenn Schaufensterpuppen fülligere Konturen oder gar fehlende Gliedmaßen haben. Wenn wir diesen Punkt erreicht haben, dann ist es endlich normal, verschieden zu sein.
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