
Ein fröhliches Kinderlachen, eine vertraute Umarmung, ein Abend unter Freunden – all das und noch viel mehr macht unser Leben erst so richtig lebenswert. Doch spielen diese Momente noch eine Rolle, wenn man im Rollstuhl sitzt, gehörlos ist oder eine andere Behinderung hat? Aber natürlich! Und wie lebenswert das Leben mit Behinderung ist, zeigt Katharina Mottyll mit einem ganz besonderen Magazin.
„Ich bin selbst schwerhörig, meine Schwester ist fast taub. Ich fühle mich nicht wirklich behindert, habe aber festgestellt, dass viele Menschen um mich herum schon hin und wieder meine Hörbehinderung durch Unwissen nicht angesprochen haben oder nicht wussten, wie sie damit umgehen sollten.“
Katharina Mottyll

So wie sie selbst als Mensch mit unterschiedlichen Facetten gesehen werden möchte, war es auch ihr Anliegen, die Menschen und nicht ihre Behinderung in den Vordergrund ihres Magazins zu stellen.
Auch wenn das entstandene Printprodukt eine vorerst einmalige Ausgabe im Rahmen ihrer Bachelorprüfung als Kommunikationsdesignerin ist, war der 31-Jährigen der hohe qualitative Anspruch nicht weniger wichtig. Sowohl sprachlich als auch gestalterisch legte sie wert auf eine klischee- und barrierefreie Aufbereitung. Neben informativen und ernsthaften Texten fanden aber auch humorvolle Beiträge ihren Platz.
Katharina würde es generell begrüßen, wenn die breite Öffentlichkeit einen völlig normalen Umgang mit Behinderungen bekommt, sich traut Witze zu machen, zu lachen. „Aus diesem Grund sollte man vor allem die Medien schulen, da diese eine Gesellschaft formen, Meinungen und Haltungen gegenüber bestimmten Themen entstehen lassen“, so die Kommunikationsdesignerin.

Denn die Macht der Medien ist größer als manch einer denken mag. Die Kombination aus Bild und Text, egal ob gedruckt oder bewegt, prägt die Bilder in unseren Köpfen. Nicht ohne Grund stolpern wir in medialen Beiträgen und auch Unterhaltungen über Menschen mit Behinderung noch viel zu oft auf das Helden-Opfer-Konstrukt. Katharina lag gerade dieser Ansatz besonders fern. Teilweise arbeitete sie deswegen auch mit dem Projekt Leidmedien.de zusammen und ließ sich von den vielen Beispieltexten inspirieren. Die zahlreichen Texte im Magazin stammen von verschiedenen Autoren – teils mit Behinderung, teils ohne, teils professionelle Journalisten. Außerdem stellten einige Fotostudenten ihre Werke zur Verfügung.
„Ohne diese vielen tollen Beiträge wäre das Magazin vielleicht gut gestaltet gewesen, aber nur halb so interessant. Es sind ja immer die Menschen, die das Leben interessant machen.“

Alle Menschen und ihre Beiträge in dem Magazin beweisen am Ende vor allem eines: Egal wie du bist und was du machst – es ist lebenswert, solange es Spaß macht. Daher fiel am Ende die Wahl des Magazintitels auch eindeutig aus: Lebenswert. „Der Titel ist immer das schwerste, wenn man ein neues Produkt entwickelt. Ich hätte eigentlich gerne einen Phantasienamen genommen, ich habe aber festgestellt, dass man mit reinen Phantasienamen die Thematik nicht schnell auf den Punkt bringen kann“, erklärt Katharina ihre Entscheidung.
Und wer jetzt wissen möchte, ob „Lebenswert“ auch wirklich lesenswert ist, dem sei gesagt: Das Magazin ist derzeit nicht direkt im Handel oder einen Online-Shop zu erwerben. Wer aber Interesse an einem Exemplar hat, kann aber gerne mit Katharina Kontakt aufnehmen. Es lässt sich dann ganz sicher eine Lösung finden.
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Genau, jeder Mensch ist doch mehr als seine Behinderung oder Krankheit! Und es sind nicht nur die Medien, es fängt bei den Menschen im Umfeld an. Viele haben ein viel zu falsches Bild von einem Leben mit Einschränkungen!
Ich selbst habe keine körperliche Einschränkung bzw. Behinderung, doch wenn ich den Menschen in meinem Umfeld „gestehe“, dass ich psychisch krank bin, dann vergessen sie schnell, dass ich dennoch ein Mensch bin – Ein Mensch mit Hobbies, Humor und Träumen!
Ich wünsche Dir viel Erfolg, dass Du mit Deinem Blog die Menschen weiter aufweckst ;)!
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Hallo Nora,
danke dir für deinen Kommentar.
Und ja, du hast recht. Es ist leider noch oft so, dass Menschen ein verzerrtes Bild von einem Leben mit Einschränkungen jeglicher Art haben.
Und ob man nun mit einer körperlichen Behinderung oder wie du mit einer psychischen Erkrankung lebt – man ist in allererster Linie vor allem ein MENSCH! Ein Mensch wie jeder andere. Schade, dass andere so etwas schnell vergessen, wenn sie eine „Diagnose“ kennen…
Danke, das hoffe ich natürlich auch. Ich bleibe jedenfalls dran! ;-)
Liebe Grüße
Nadine
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