Angefangen hat es vor ein paar Tagen als Maike ihrer Waage Lebewohl sagte. Entstanden ist daraus unter Beteiligung einiger anderer Bloggerinnen das #Waagnis: Frauen setzen ihre Waage vor die Tür und lassen sich ab sofort nicht mehr von ihr fremdbestimmen.
So weit, so gut. Klingt spannend und grundsätzlich ja gar nicht so verkehrt – auch nicht in meinen Ohren. Denn: Die Waage und ich, nun ja… Sagen wir mal so: Wir waren noch nie die besten Freundinnen und werden es wohl auch nie sein.
Also Waage unter dem Badezimmerschränkchen hervorholen und dieses Mal nicht draufstellen, sondern die Waage vor die Tür setzen?
Hm, wenn ich recht überlege, habe ich dieses Exemplar hier zu meinen Füßen erst vor ein paar Monaten günstig von einer Sportstudentin erstanden. Weil meine alte Waage kaputt war. Schon länger. Aber meine Hosen mahnten mich mit Zwicken und Kneifen, doch einmal über eine Re-Union von uns beiden nachzudenken. Einfach um zu wissen, ob es schon kritisch wird. (Kritisch ist eine von mir für mich definierte Zahl, die nicht mehr überschritten werden soll – und die lieber anonym bleiben möchte.)
Die Waage und ich – keine Lovestory
Ich hätte noch nie Chancen bei GNTM gehabt oder bei A&F Klamotten kaufen können. Das ist auch völlig okay! Das mit den Diäten und dem Jojo-Effekt hatte ich auch recht schnell durchschaut.
Mit Weight Watchers in Eigenregie habe ich in einem Jahr mal gute 15 Kilo abgenommen – sogar quasi ohne Sport. Doch als ich aufhörte, täglich Buch darüber zu führen, was ich aß, kamen einige Kilos wieder. Andere Kilos nahmen sich eine längere Auszeit und gesellten sich erst Jahre später wieder dazu. Leider, denn vermisst habe ich sie nicht.
Heute, mit 30, denke ich mir: Okay, seien wir doch mal ehrlich. Die Oberschenkel liegen einfach in der Familie, mütterlicherseits. Das ist Fakt! Und wie ein Magermodel wollte ich sowieso nie aussehen. Also versuche ich mich seit längerem, mit meinen Kurven anzufreunden. So richtig. Aber jede Freundschaft hat auch mal Krisen.
Okay, ein paar Kilogramm könnten schon noch runter – damit die Hosen wieder besser sitzen, damit die Shirts nicht spannen. Damit ich mich mit mir selbst wohler fühle! Denn das ist doch die Hauptsache! Alle anderen sind mir relativ egal! Die ewigen Kritiker, die Oberflächlichen werde ich eh nie zufrieden stellen. Und bis der Sinneswandel in unserer Gesellschaft angekommen ist, wird’s noch eine ganze Weile dauern. Da machen wir uns mal nichts vor!
Also zählt in erster Linie, dass ICH mich wohl fühle und akzeptiere – und zwar so wie ich bin! Und auch eine Waage kann mir dabei nur bedingt bis gar nicht helfen.
Der Entschluss
Ich werde sie nicht vor die Tür setzen. Sie wird auch nicht mehr mein Feind sein. Sondern eine Freundin. Eine, die ich dann und wann zu Rate ziehe, wenn ich Orientierung brauche – in Form von Zahlen. Zahlen, durch die andere sich definiert fühlen. Aber auch diese Zahlen werden mich in Zukunft nicht mehr unterdrücken, geschweige denn definieren.
Ich verbanne meinen einstigen Feind nicht, sondern verbünde mich mit ihm. Ich setze ihn nicht vor die Tür, sondern weiß ihn immer in meiner Nähe. Und dann und wann setzen wir uns zusammen und definieren unsere Beziehung zueinander neu. Das ist doch auch ein #Waagnis, oder?
Let’s be friends! You do not judge me anymore. And I do not damn you anymore. Deal?!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
PS: Auf dem Blog von Ninia LaGrande, die mit zu den ersten gehörte, die begeistert am #Waagnis beteiligte, gibt es inzwischen einen zweiten Beitrag, der sich zum einen (selbst)kritisch mit dem #Waagnis auseinandersetzt. Zum anderen gibt es dort auch eine gute Linkliste mit gesammelten Werken zum Thema.
(Dieser Beitrag erhebt keinerlei Anspruch darauf, das Thema vollständig zu beleuchten. Es ist einfach nur meine ganz persönliche Sicht auf die Dinge.)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Dir hat dieser Beitrag gefallen? Dann folge mir doch auf Twitter!