
„Warum machst du das denn eigentlich nicht selbst?“ – mit dieser Frage vor ein paar Wochen wurde etwas ins Rollen gebracht und ich am Ende über die Grenzen meiner Comfort Zone getrieben. Aber von vorne…
Für die diesjährige REHACARE war geplant, sie alle zusammenzutrommeln – Aktivist*innen mit Behinderung. Und recht schnell stand die grobe Themen- und Namensliste. Und sie las sich gut. #ForumSelbstbestimmt kann starten.
Von 3 Podiumsdiskussionen stand aber zu einem Punkt x nur eine Moderation fest. Für die beiden anderen war die Besetzung noch offen. Es folgten ein paar Ideen und Anfragen und dann fand es statt. Dieses eine Telefonat. Und dann dieser Satz:
Warum machst du das denn eigentlich nicht selbst?
- Weil ich es noch nie gemacht habe!
- Weil ich auf der Messe vor Ort doch auch noch andere Dinge zu tun haben werde – u.a. einen Videodreh zum #ForumSelbstbestimmt.
- Weil … Hilfe! Moderieren vor Publikum!?
Die Gegenargumente folgten – von mehreren Seiten:
- Du bist thematisch aber so sehr drin, wie kaum jemand anderes.
- Du kennst sie alle, sie akzeptieren dich.
- Du beherrschst das korrekte Wording im Schlaf.
- Du hattest schon mal so Schiss – vorm Moderieren vor der Kamera – und hast es super gemeistert, nachdem du dich erst mal überwunden hattest.
Mist.
Sie hatten ja recht.
Aber…
Die Planung der Messeberichterstattung und des Tages im Forum schritt voran. Und mir wurde immer mehr klar, dass ich meine Comfort Zone verlassen muss. Dass es mal wieder an der Zeit ist, meine Grenzen zu überschreiten. Was für ein seltsames Gefühl, diese Entscheidung am Ende ja doch selbst zu treffen.
Und dann war es irgendwann plötzlich offiziell. Und von allen Seiten kam wieder Zuspruch und die Zuversicht, dass ich genau die Richtige dafür bin und es schaffen werde. Na dann…
Düsseldorf, REHACARE: Nach zweieinhalb Tagen, die ich nur im Messe-Redaktionsbüro verbracht hatte, sollte ich dann doch noch für Videodreh und die zwei Moderationen zumindest eine Messehalle betreten.
Und was soll ich sagen?
Die Anmoderation vor der Kamera, die mir sonst immer so viel Herzklopfen bereitet hat, war nun eins meiner kleinsten Probleme. Und nach einigen Takes war ich tatsächlich zufrieden.
Also ab zu den anderen: zu Laura Gehlhaar und Sima Surkamp, mit denen Laura M. Schwengber und ich erstmal eine kleine Selfiesession einlegten. Aber auch Christian Bayerlein, Michel Arriens, Anne Gersdorff, Katja Alekseev und Raul Krauthausen waren dort.
Und direkt nach Rauls erster Aufzeichnung von Face to Face waren Katja und Christian (mit seiner Partnerin Grit) gefragt zur Podiumsdiskussion „Sexualität und Selbstbestimmung“ – und somit auch meine erste Moderation.
Kaum war diese überstanden, ging der Staffelstab an die tolle Frau Gehlhaar. Und ich sammelte mit meinem Kamerateam fleißig Statements von den oben Genannten ein – denn immerhin wollte ja auch das Video noch Inhalt bekommen. Als letzter Punkt auf der Forums-Tagesordnung stand dann nochmal eine Podiumsdiskussion an – dieses Mal eine reine Frauenrunde mit Sima und Anne; und mir.
Und dann war der Tag plötzlich vorbei – zumindest der offizielle Teil. Wir saßen an diesem Abend noch recht lange im Schnitt – die Statements wollten sorgsam ausgesucht werden, Untertitel wollten erfasst und eingefügt werden.

Und was bleibt übrig von jenem Freitag?
Ein fertiges Video, bei dem ich sogar recht zufrieden bin mit meiner Anmoderation und zu dem ich schon viel positives Feedback bekommen habe.
Und die Erkenntnis, dass es gut war, aus meiner Comfort Zone herauszutreten und mich (am Ende) selbst mal wieder über eine persönliche Grenze zu stoßen.
Die Gewissheit, dass Michel recht hatte als er mir am nächsten Tag schrieb, dass Menschen an solchen Herausforderungen wachsen – und dass er mir beim Wachsen zusehen konnte an jenem Freitag.
Denn auch wenn man es mir äußerlich nicht ansieht, innerlich bin ich ein großes Stück gewachsen…
Warst du auch auf der REHACARE? Erzähl mir doch gerne, was ich alles verpasst habe! ;)